In einem Entwicklungsland nimmt die Landwirtschaft eine zentrale Rolle ein, da sie
sowohl die Bevölkerung ernährt, als auch Arbeitsplätze schafft. Dies wird in Nepal
daran deutlich, dass knapp 90% der Erwerbstätigen des Landes im primären Sektor
beschäftigt sind (SILWAL 1995). Zu großen Teilen ist die Landwirtschaft hier als
Subsistenzwirtschaft anzusehen, in der die Landbesitzer fast ausschließlich zur
Eigenversorgung wirtschaften. In diesem Kontext wird deutlich, dass die
Landnutzung in Nepal von immenser Bedeutung für die Ernährungs- und
Beschäftigungslage des Landes ist und somit einen Großteil des täglichen Lebens
der Bevölkerung regelt.
Landwirtschaftliche Nutzung findet in Nepal vom Terai (70 bis 250 m über NN), über
die Hills (250 bis 2500 m ü NN) bis zum Teilraum der Middle Mountains (über 2500 m
ü NN) statt und kann in Gebieten, die vom Monsun und den Temperaturen
begünstigt sind, eine Höhe von 5600 Metern erreichen (SCHROEDER 1985). Im
tiefer gelegen Gebiet des Terais findet vor allem Ackerbau statt, der zu Großen
Teilen aus den Anbausorten Reis, Mais und Weizen besteht. Reis wird laut dem
Nepal Agricultural Research Council auf einer Fläche von 1,44 Millionen Hektar
angebaut und nimmt somit einen Flächenanteil von 55% der gesamten
landwirtschaftlichen Nutzfläche Nepals ein. Dass Reis das entscheidende Produkt
des Anbaus darstellt wird ebenso davon unterstrichen, dass er mit einer Produktivität
von 2,56 t/ha zirka 50% des Kalorienbedarfs der nepalesischen Bevölkerung abdeckt
(Nepal Agricultural Research Council). Knapp 60% des Getreideertrages des Landes
stammen aus dem Terai (BERG 1987), welches somit als Hauptanbaugebiet
bezeichnet werden kann und eine Art Kornkammer darstellt. Ebenfalls sind durch das
günstige Klima bei Gemüse bis zu drei Ernten pro Jahr möglich. Im darüber
liegenden Bereich der Hills erreicht Reis seine Rentabilitätsgrenze (zirka 1500 bis
1600 Meter) und verschwindet somit fast gänzlich aus der Landnutzung (SCHÄBLE
1993). Generell lässt sich also sagen, dass der Anbau von Getreide mit
zunehmender Höhe geringer wird und teilweise von Viehhaltung und Forstwirtschaft
verdrängt wird. In den hoch gelegenen Mountains ist Ackerbau nur noch in
vereinzelten Gebieten zu finden, die klimatisch begünstigt sind. Einzig die
Viehhaltung, welche als Almwirtschaft betrieben wird, kann in solchen Höhen noch
durchgeführt werden und ist somit charakteristisch für die Höhenzüge Nepals (BERG
1987).
Da in den höheren Gebieten des Landes nur noch wenige Flächen vorhanden sind,
die für eine ackerbauliche Nutzung geeignet sind, sind die Landbesitzer in Nepal
aufgrund des hohen Bedarfs an Nahrungsmitteln gezwungen, auch Flächen zu
kultivieren, die eigentlich für einen Anbau nur bedingt in Frage kommen. Dies ist nur
durch eine Terrassierung der Flächen möglich, die an Hängen bis zu einer Neigung
von 40% durchgeführt wird (SCHROEDER 1985). Hierzu wird im Initialstadium der
Bewuchs der meist bewaldeten Flächen abgeholzt und nur wenige große Bäume
stehen gelassen, bevor auch diese in den folgenden Jahren absterben. Solche
Terrassensysteme erstrecken sich in Nepal teilweise über mehr als 1000
Höhenmeter und prägen das Landschaftsbild des Staates.
Beginnende Inkulturnahme eines ehemals bewaldeten Gebiets |
Weitreichendes Terrassensystem im Grenzbereich zwischen Hills und Mountains |
Die Landwirtschaft Nepals besteht traditionell aus den drei Komponenten Ackerbau,
Viehhaltung und Forstwirtschaft, wobei diese in einem Wirkungsgefüge zueinander
stehen. Die Erträge aus dem Ackerbau werden ebenso für die Ernährung der
Bevölkerung, als auch zur Fütterung des Viehbestandes verwendet (MAHARJAN
2003), der zu großen Teilen aus Yaks, Wasserbüffeln, Rindern, Schafen, Ziegen und
Hühnerhaltung besteht (SCHÄBLE 1993). Neben der Produktion von Düngemitteln
für den Ackerbau, sowie von Nahrungsmitteln für die Bevölkerung, werden die Tiere
vor allem als Arbeitskraft verwendet, da sie viel Zug- und Tragekraft besitzen
(Wasserbüffel, Rinder und Yaks) und somit zum Pflügen der Felder verwendet
werden (MAHARJAN 2003). Die Produkte der Forstwirtschaft werden als Futtermittel
für die Viehhaltung, sowie als Kompost für den Feldbau genutzt, entscheidender ist
aber die Verwendung als Brenn- und Bauholz, das von enormer Bedeutung ist. Um
die Produktion zu erhöhen werden die Bäume der forstwirtschaftlich genutzten
Flächen somit geschneitelt, also rückgeschnitten, wodurch ein Austreiben neuer
Zweige und Äste gefördert wird (SCHÄBLE 1993). Das Problem dieser Methode ist
aber, dass sie bei Übernutzung zu einer Verkümmerung der Bäume führen kann, da
unter Umständen das Wachstum ausbleibt, und somit eine Degradierung des Waldes
fördert.
Beispiel für einen geschneitelten Baum |
Die Produktivität der nepalesischen Landwirtschaft muss insgesamt als gering
eingestuft werden. Die Gründe hierfür liegen in den schwierigen klimatischen
Verhältnissen in den höher gelegenen Gebieten und der hohen Erosion, die durch
das teilweise sehr niederschlagsreiche Monsunklima begünstigt wird. Diese sorgt für
eine Bodendegradierung und führt zusammen mit der schlechten Verfügbarkeit von
gutem Saatgut und Düngemitteln zu geringen Erträgen auf einem Großteil der
landwirtschaftlichen Flächen. Ein weiteres Problem Nepals ist der enorme Bedarf an
Lebensmitteln, hervorgerufen durch das hohe Bevölkerungswachstum. Dies liegt
aktuell bei knapp 2,7% (SCHROEDER 1985) und macht das Land somit zu einem
der schnellst wachsenden Staaten der Welt. Der Grund für dieses hohe Wachstum
ist in einem Absinken der Sterberate zu sehen, die 1954 noch bei 36,7% lag und bis
1981 auf 13,5% absank und dazu führte, dass sich die Bevölkerung im Zeitraum von
1911 bis 1991 mehr als verdreifacht hat (SILWAL 1995).
Zusammen mit der geringen Produktivität der Landwirtschaft zwingt diese
Entwicklung die nepalesischen Bauern dazu immer mehr Marginalstandorte zu
bewirtschaften, was zu einer drastischen Ausweitung der oben genannten
Terrassensyteme führt. Da die Landressourcen Nepals aber nahezu erschöpft sind,
kann eine Verbesserung der angespannten Ernährungslage der Bevölkerung nur
über eine Erhöhung der Produktivität der Landwirtschaft erfolgen. Dies müsste vor
allem über eine Modernisierung der Produktion geschehen und ist aufgrund der
geringen Entwicklung des Landes nicht abzusehen.
Quellen:
BERG, C. (1987): Nepals Landwirtschaft in der Krise – Sozioökonomische und
soziokulturelle Ursachen. In: Umwelt am Ende?, Seite 123-142.
MAHARJAN, K. (2003): Food procurement and civil society organization in Nepal. In:
Translating Development, Seite 119-132.
Nepal Agricultural Research Council: Rice Knowledge Bank.
http://www.narc.org.np/rice_knowledge_bank/index.php (02.06.2008).
SCHÄBLE, F. (1993): Traditionelle Landnutzungssysteme im oberen Ankhu Khola
Tal (Ganesh Himal, Zentralnepal). Entwicklungsmöglichkeiten und Grenzen
subsidiärer Landnutzung. In: Giessener Beiträge zur Entwicklungsforschung, Band
10.
SCHROEDER, R. (1985): Himalayan subsistence systems: Indigenous agriculture in
rural Nepal. In: Mountain Research and Development, Band 5, Heft Nr. 1, Seite 31-
44.
SILWAL, U. K. (1995): Population growth and agricultural change in Nepal. New
Delhi.